Witzwort vertellt

11. Ein Verlies im Keller der Seeräuberburg?

Der zweitälteste Hof Witzworts mit der Hausnummer 2 war der Johnsen-Hof. Er lag in Reimersbude im Drandersumkoog an der Grenze nach Koldenbüttel.

Dorfchronist Oesau beschrieb die Lebenssituation der Bewohner so: „Das Schlafzimmer war auf Koldenbüttler Gebiet. In Witzwort eten wir, und in Koldenbüttel schlepen wir.“

Der Hof brannte am 24. Juli 1914 ab. Der Brand war weithin zu sehen, zwei Wanderer beschrieben ihn als „schön aber schaurig“. Die Warft ist heute mit Bäumen bewachsen und bildet einen reizvollen Blickfang.

Die Lehrer Ludwig Oesau und Hans Knutz erwanderten in den 1950er Jahren gemeinsam das Gemeindegebiet Witzworts und untersuchten in diesem Zusammenhang auch die Johnsen-Warft, worüber Oesau berichtet: „Wir fanden nur ein paar winzige Ziegelbrocken, etwas Fensterglas, ein Stückchen Holzkohle und ein Stückchen glasierten Ton, von einem Milchguss oder einem ähnlichen Stück Geschirr. Die breite Graft war ringsum noch zu sehen. Wir kamen zu Frau Andreä, Haus Nr. 130 (auch dieses Haus ist abgebrannt). Sie nannte den Johnsen-Hof die alte Seeräuberburg. Die großen Felsenkeller mit den Ringen an den Wänden sind von mehreren, vom Lehrer Knutz, vom Bauern Heinrich Alberts, von Frau Boyens, Osterende, gesehen worden.“

Was berichten die Augenzeugen? Pastor E. Bruhn schreibt 1928 in seiner Chronik von Koldenbüttel: „Der eine Styremannshof bei „Koldehörn“ an der Südereider bildete eine mächtig weite und hochragende Werftanlage, deren jetzt verschüttete Keller, wie Verfasser (E. Bruhn) noch mit eigenen Augen gesehen hat, sich durch tiefe und umfangreiche Gänge auszeichnete, mit Ringen in den Felsmauern, offenbar ein Lagerplatz für Seeraub und ein Kerker für geraubte Gefangene.“ Und Hans Knutz ergänzt in den 1980er Jahren: „Als große Jungs haben wir die Brandruine gerne aufgesucht, einmal wegen des großen Obstgartens mit wunderbaren Äpfeln und Birnen, haben aber auch nicht versäumt, einen Blick durch vergitterte Fenster in das Innere der Kellergewölbe zu tun.“

Oesau weiter über die Geschichte dieses alten Wohnplatzes: „Diese Seeräuberburg ist außergewöhnlich gut angelegt. Nach Norden, Osten und Westen hat man von der Warft aus einen weiten, wunderbar schönen Überblick über das Gelände, so dass man herannahende Feinde aus weiter Ferne erkennen konnte, nach Süden und Südwesten aber konnte man den Eider¬strom bis zu dem Harbleker Koog übersehen und herannahende feindliche Schiffe aus der Ferne ausmachen und bevor sie herankamen, nach Osten hin die Treene und die Nordereider erreichen.

Die Zeit wird etwa die selbe sein als Störtebecker und Godeke Michael, die Vitalien¬brüder und Likedeeler, auf der See und über Land ihre Räubereien vollzogen, also etwa um 1390, als die Herzöge von Mecklenburg Freibeuter gegen die Königin Mar¬garete ausrüsteten. Es ist nicht ausgeschlossen, dass einer von ihnen (Störte¬beker oder Godeke Michael) dort auf Drandersum seine Raubritterburg hatte. Man konnte soweit die Eider entlang sehen, weil der jetzige hohe Eiderdeich, der den Johann-Adolfs-Koog vor Überschwemmung durch die Eider schützt, noch nicht vorhanden war, sondern ein weites Vorland vor dem Norderdeich lag, und die Sicht nach der Eider frei war.“

Zurück