Witzwort vertellt

41. Mehr als 1000 Kindern in die Welt geholfen

Elisabeth Hogrefe, geb. Barharn, war in Witzwort 40 Jahre lang als Hebamme tätig – von 1902 bis 1942. Auf dem Foto sitzt sie in Hebammentracht rechts neben einer Kollegin. Das Foto entstand vermutlich anlässlich ihrer bestandenen Prüfung 1902 in Kiel.

Elisabeth Hogrefe wurde am 30. März 1876 in Süderstapel geboren und starb im Dezember 1959 in Witzwort. 1899 heiratete sie den Witzworter Schmied Peter Hogrefe. Als sie 1901 zum Hebammenlehr-kursus in Kiel zugelassen wurde, war sie bereits Mutter eines Kindes. Es gab zu dieser Zeit in Deutschland 40 Hebammenschulen. Die Ausbildung in einem Universitätskrankenhaus oder in einer Entbindungsanstalt dauerte in der Regel ein halbes Jahr. Gelehrt wurden Theorie und Praxis der Geburtshilfe. Mit dem Bestehen der Abschlussprüfung erhielt die Hebamme ihre Approbation, d.h. die staatliche Zulassung für ihre Tätigkeit. Für künftige Hebammen galten strenge Aufnahmebedingungen: „Alter zwischen 20 und 30 Jahren (Geburtsschein), unbescholtener Ruf (polizeiliches Führungszeugnis; Personen, die außerehelich geboren haben, sind abzuweisen), körperliche Gesundheit und genügende geistige Befähigung bei ausreichender Kenntnis in den elementaren Schulfächern (amtsärztliches Attest)“. So ist es im Brockhaus-Lexikon von 1908 nachzulesen.

Die Arbeit einer Hebamme muss damals äußerst anstrengend gewesen sein. Es gab keine Autos, kaum befestigten Wege und Telefone. Wenn Elisabeth Hogrefe zu einer Geburt gerufen wurde, so ritt der künftige Vater oder ein anderes Haushaltsmitglied zur Hebamme, um sie zu holen – im Notfall saß sie hinten auf dem Pferd auf oder wurde mit einem Wagen abgeholt. Bei der Geburt war sie meistens auf sich allein gestellt – man konnte nicht mal schnell einen Arzt oder Rettungswagen holen…

Auch damals schon musste die Hebamme über jede Geburt Buch führen. Ihr Tagebuch wurde jährlich durch den Kreisarzt kontrolliert. Elisabeth Hogrefes Hebammen-Tagebücher sind fast lückenlos erhalten – da findet man so manchen Witzworter wieder!

Die Anregung zum Hebammenberuf erhielt Elisabeth Hogrefe vermutlich durch die Pastorenfamilie  Esmarch, mit der sie als Kindermädchen von Süderstapel 1896 nach Altona zog. Ernst Esmarch hatte die gute Schülerin ermutigt, einen Beruf zu ergreifen. Es war damals üblich, dass die Pastorenfrau junge Mütter und ihre Familien in der ersten Woche mit Mittagessen versorgte. Vielleicht hat sie bei einer solchen Begegnung Interesse für den Beruf entwickelt.

Elisabeth Hogrefe hat mehr als 1000 Kindern in die Welt geholfen – eine beeindruckende Bilanz. Sie selbst war stolz darauf, am Ende ihres langen Berufslebens eine eigene Rente zu erhalten – für Frauen zur damaligen Zeit keine Selbstverständlichkeit. Inge Claussen, Angela Jansen

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