Witzwort vertellt

35. De Koopmann Dörpstraat 23

Den zweiten Witzworter Kaufmannsladen – nach dem bereits seit dem 18. Jahrhundert bestehenden  Geschäft am Kirchspielplatz, heute MarktTreff – eröffnete Emil Lützen Grewe 1893 in der Dorfstraße 23.

Über ein Kindheitserlebnis mit ihm um 1900 berichtete Peter Paulsen in seinen Lebenserinnerungen: „Eenmal wär ick ock mit Miede [seiner Schwester] mal henn, dat wär kort för Wiehnachten, Grew harr denn allerlei utstellt. Opp de Ladendisch harr he een Schaukasten mit all son feine Tiern ut Zucker utstellt, un ick moch nu ja ümmer so gern Tiern lieden, ick woll denn ock mal een anfaten un rums harr ick een öwer de Fingern von Grew, sietdem wär ick nich weller hen to kriegen na Grew.“

Nach Grewe übernahm Jacob Grehm 1907 das Geschäft, der 1911 von Paul Heyer abgelöst wurde. Paul Heyer war aktiver Sänger in der Liedertafel. In den 1940er Jahren hatte Heinrich Becker den Laden gepachtet. Nachdem er 1952 die Gastwirtschaft von Jürgen Jöns im Glockensteg (heute Tönnsen) gekauft hatte und dorthin gezogen war, wurde Otto Haack hier Kaufmann. Aus dieser Zeit stammt unser Foto: Es zeigt einen Kinderfestumzug. In der Tür steht links die Kaufmannsfrau Herta Haack, daneben ihre Mutter Margarete Brade. Das Foto wurde 1957 von Otto Haack aufgenommen. Rechts vor dem Fenster steht Magdalene Donau, links gehen Gerda Thoms und Hannchen Alberts.

An der Ladenfassade lassen sich verschiedene Werbetafeln erkennen: Kornfranck (unten rechts) war eine bekannte Marke für Ersatz-Kaffee auf Roggenmalzbasis. Noch heute gibt es einen koffeinfreien Instantkaffee dieses Namens. Darüber wirbt ein Scheich mit Turban für die Zigarette Senoussi. Diese filterlose Orientzigarette produzierte von 1924 bis 2002 die Firma Reetsma in Hamburg. Ihr Slogan war „Ein Zeugnis der Freundschaft“. Links liest man auf dem unteren Teil eines Werbeplakats „…spülen viel Geschirr“. Der Werbespruch hieß vollständig „Wenige Tropfen Lux spülen viel Geschirr“. Er galt dem 1957 von der Firma Sunlicht neu auf den Markt gebrachten flüssigen Geschirrspülmittel Lux.
 
Von Otto Haack übernahm 1973 Manfred Carstens das Geschäft. 1981 wurde aus dem Laden, der zur Lebensmittelkette Vivo gehört hatte, eine Spar-Filiale. Die Ladenfläche vergrößerte der Kaufmann  1987 erheblich von 60 auf 108 m². Noch 1990 belieferte er zweimal wöchentlich die Kunden im Außenbereich – gab aber wenige Jahre später das Geschäft auf.

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