Witzwort vertellt

57: Vielfalt am Wegesrand

Jetzt fängt es wieder an zu grünen und zu blühen – und ein Spaziergang ums Dorf macht besonders viel Spaß. Wer genauer hinsieht, wird eine große Vielfalt unterschiedlicher Sträucher und Bäume entdecken…

Auf dem Rundweg Siethwende, Querweg und „Hundeweg“ wachsen an die dreißig verschiedene Strauch- und Baumarten. An der Siethwende überwiegen Weidenarten [plattdeutsch: Wicheln], gelegentlich von Holunder [Flederbeernbusch], Rosen und Weißdorn unterbrochen. Letzterer heißt auf Platt Wittdorn oder auch Hagdorn. Nach ihm heißt die Witzworter Streusiedlung an der Ecke  Haimoordeich/Westerdeich Hagedornzaun [Hagedorntuun]. „Tuun“ bezeichnet eine Einfriedung, die früher meist durch eine Hecke gebildet wurde, eben oft aus Weißdorn.

Biegt man dann rechts in den Querweg und geht den „Hundeweg“ weiter, so begegnet einem am Wegesrand ein buntes Gemisch. Hier dominieren Erlen [Ellern], Ahornbäume [Ahrnbööm] und Ulmen [es gibt einen plattdeutschen Begriff, der hier aber nicht verwendet wird: Iepern – nach dem flandrischen Ort Ypern]. Wir finden auch viele Früchte tragende Sträucher und Bäume, z.B. Mehlbeeren, Schlehen [Swartdorn], Pfaffenhütchen sowie Apfel- und Birnbäume [Appel- un Beernbööm]. Der Hegering hat hier etwa um das Jahr 2000 alte Apfelsorten angepflanzt.  Auch Eschen, Birken, Silberpappeln, Hainbuchen und Eichen [Eken] treffen wir hier an.

Die Eiderstedter Marsch ist an sich baumarm. In dem Buch „Eiderstedt, Beiträge zur Heimatkunde – geschrieben von Lehrern des Kreises“, erschienen im Jahr 1910, heißt es: „Wenn übrigens die Schriftsteller alter Zeit uns zu erzählen wissen, dass es in der Marsch weder wildwachsende Bäume noch Sträucher gibt, so trifft dies für die Jetztzeit nicht mehr völlig zu. Nicht nur sieht man hin und wieder einen vereinzelten, nicht von Menschenhand gepflanzten Holunder und Weißdorn, sondern stellenweise auch Ansiedelungen von Eschen, die durch Samenflug entstanden sind und sich oft zu stattlicher Höhe entwickelt haben.“ Nun, mehr als 100 Jahre später ist es immer noch so, dass die meisten Sträucher und Bäume angepflanzt sind, so auch die Feldhecken. Hier haben wir sie der  Flurbereinigung 1970-80 zu verdanken, bei der ein festgelegter Kostenanteil in Anpflanzungen gehen musste. Feldhecken bieten Insekten und Kleinsäugetieren Nahrungsquellen und Rückzugsmöglichkeiten und leisten Windschutz für die nebenliegenden Felder. Man pflanzt hier vor allem lichtbedürftige Holzarten, die im Wald nur eingeschränkte Wachstumsmöglichkeiten haben. Die vom Wind gebeugten Bäume heißen Windflüchter. Die Feldhecken werden regelmäßig gepflegt und runtergeschnitten – auf den Stock gesetzt.

Früher wurden die Wegesränder verpachtet an Kleinbauern, die ein bis zwei Kühe hatten. Die Gemeinderatssitzung, in der öffentlich verpachtet wurde, war immer gut besucht. Das Gras, das entlang der Gräben geschnitten wurde, nannte man Wallfutter.

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