Witzwort vertellt

91: Das Holzhaus im Nordende

Am Ortsausgang Witzworts Richtung Sand stand einst auf der linken Seite der Dorfstraße ein Holzhaus.

Das Grundstück gehörte zum Haus Dorfstraße 39 und war im Besitz von Johannes („Hanne“) Pauly (1881–1946) und seiner Frau Dora, geb. Reimers (1879–1945). Sie hatten zwei Töchter und zwei Söhne: Anna Catherine (*1910) heiratete Walter Wagner, ihre Schwester Maria (*1914) Hermann Louwien. Johannes (*1911) und Hermann (*1915) starben im 2. Weltkrieg.

Gebaut wurde das Haus 1943 von dem Architekten Walter Wagner als Behelfsheim, nachdem die Familie mit den beiden Töchtern Ruth und Frauke in Hamburg ausgebombt war. Ruth starb 1948 mit 17 Jahren an Asthma. Anfang der 1950er Jahre zog die Familie zurück nach Hamburg.

Das Holzhaus kaufte für 3000 Mark Margarethe Peters, genannt „Gretel Bohn“ (1902–ca.1971). Den Beinamen hatte sie, weil ihr Mann Gustav Heinrich Peters Bahnhofsvorsteher war und sie direkt am Bahnhof wohnten (heute Siethwende 3). Sie hatten 1925 geheiratet und waren das erste Paar, das Pastor Wehrmann nach seinem Amtsantritt traute. 1926 wurde ihre Tochter Annegrete geboren, 1944 starb ihr Mann.

Gretel Bohn war eine geborene Lorenzen (Eiderstedter Hof). Ihre Nichte Anna Marwig war als Jugendliche in Witzwort bei ihr zu Besuch und erinnerte sich: Durch die Haustür trat man in einen kleinen Flur, links ging's zur Küche und geradeaus durch die Schlafstube ins Wohnzimmer, an dessen Rückwand eine Chaiselongue stand. Auf diesem "langen Stuhl" hat sie bei ihren Besuchen geschlafen. Über ihrem Bett hing ein Blumenstillleben mit Forsythien und Osterglocken, ein Druck nach einem Bild der Malerin Anna Gasteiger aus Lübeck. Das Blumenbild hatte die Tante zu Weihnachten von Frau Gertz geschenkt bekommen. Es gefiel Anna Marwig sehr. In ihrem Haus in Garding, wo sie bis zu ihrem Tod im März 2023 lebte, hingen viele Bilder dieser Malerin.

Erika von Ahn, Tochter von Maria Louwien, berichtete uns, dass ihre Eltern Gretel Bohn das Haus abkauften, als diese in eine der neuen Rentnerwohnungen im Margarethe-Peters-Weg zog. Sie nutzten es als Sommerhaus. Auch als Witwe ist ihre Mutter noch oft hier gewesen. Das Holzhaus wurde in den 1980er Jahren mit roten Eternitplatten verkleidet und schließlich 2001 abgerissen. Frau von Ahn schickte uns auch Fotos und schrieb: „Ich hoffe, einen kleinen Beitrag zur Geschichte Witzworts beigetragen zu haben“. Vielen Dank dafür! Das Foto aus den 1970er Jahren zeigt (v.l.) Maria Louwien und ihren Mann Hermann sowie eine Freundin vor dem Haus.

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