Witzwort vertellt

10. Schlittschuhlaufen am Mehlbüdeldeich

Im Norden Witzworts liegt der Haimoorkoog. Seine nördliche Begrenzung bildet der Haimoordeich, der scherzhaft Mehlbüdeldeich genannt wird. Den Beinamen hat der Deich wohl wegen der Form erhalten.

Ein Mehlbüdel (Mehlbeutel) ist ein nahrhaftes norddeutsches Gericht, entspricht dem anderswo bekannten Serviettenkloß. Ein Tuch wird mit Speckscheiben ausgelegt, ein Teig aus Mehl, Eiern und Milch hinein gefüllt, das Tuch locker zugebunden und das Ganze in Wasser gekocht, in dem auch gern noch eine Schweinebacke mit garen kann. Serviert wird der Mehlbüdel mit Zucker, flüssiger Butter und Scheiben von der Schweinebacke.
Der Witzworter Chronist Ludwig Oesau schreibt über die frühere Entwässerungssituation: „Dieser Teil des Kooges wird vom Haimoorsielzug seiner ganzen Länge nach durchflossen, dem die Wasser aus der Uelvesbüller Mark und aus dem Adolfskoog zuströmen. In der Ostecke fließt ihm auch noch das Wasser des Obbenskooges zu. Darum ist auch in regenreichen Jahren, bevor das Reimersbuder Schöpfwerk gebaut wurde, ganz Haimoor mit Wasser bedeckt gewesen. Dann hat man das Gras überhaupt nicht bergen können und um auch nur etwas zu bergen, ist man mit einem Boot hinausgefahren und hat die Ähren abgeschnitten. Im Winter ist das ganze Haimoor oft nur ein einziger See gewesen, und wenn starker Frost eingetreten ist, so haben jung und alt sich mit Schlittschuh¬laufen und Schlittenfahren ein großes Vergnügen gemacht. Besondere Freude hat ihnen das Fahren mit dem Segelschlitten gemacht, wenn ein scharfer Ostwind die Segelschlitten in sausender Fahrt über die blanke Fläche trieb. Aber auch die Schlittschuhläufer wussten den Wind zu nutzen.“

Das Foto zeigt „eine Aufnahme am Rethdeich in einem regenreichen Sommer. Ähnliche Bilder gab es vor dem Bau des Schöpfwerks in Reimersbude in Witzwort mit den vielen niedrig gelegenen Ländereien häufig“ (Hans Knutz, Chronik von Witzwort, S.34).

Zurück