Witzwort vertellt

2. Witzworts Jugend und das Hühnerschott

Heinrich Alberts erinnert sich: „Am Kriegsende, im Mai 1945 waren alle Häuser mit Flüchtlingen überbelegt. Auch die Schulen und Gastwirtschaften und Säle. Unterricht fand nicht statt.

Um das abzustellen, hatten wir nachmittags Schule im Pferdestall auf dem Hof von Volquart Gertz (im rechten Gebäude, dem Haubarg, der heute nicht mehr steht). Das Pult stand auf der Stalldiele. Worauf wir gesessen haben und ob da Schreibplatz war, erinnere ich nicht. Doch manche saßen auf den Flankierbäumen. Die quietschten so herrlich in den rostigen Ketten. Ich saß in einem der gemauerten Pferdetröge, die ein sehr kalter Sitzplatz waren. Lehrer Oesau stand vor uns, hatte in der Hand riesige Geldscheine und fragte uns: Wer will heute Millionär werden? Es waren Geldscheine aus der Inflationszeit der 1920er Jahre mit sehr vielen Nullen. Plötzlich kamen auf den Hof drei englische gepanzerte Fahrzeuge. Herr Oesau befahl uns, den Haubarg nach hinten zu verlassen und durch die Gärten und Felder nach Hause zu gehen. Vorne bei der Stalltür standen die Engländer, da konnten wir nicht vorbei. Hinten konnten wir die großen Lootüren nicht öffnen, weil wir zu klein waren. So kam es, dass Jung Witzwort durch das Hühnerschott in die Freiheit entwischen konnte.“

Zurück