Witzwort vertellt

36. Der Schatz aus der Zuckerdose

Im Mai 2013 erhielt die Archivgruppe einen Brief aus Kelkheim in Hessen: „Alte Witzwort-Urlauber – 1972 bis ca. 1985 – waren über zwanzig Mal bei unseren „Ersatz-Oma/Opa“ unserer Kinder.

Oma Magda John vererbte uns einmal bei einem Abschied eine Zuckerdose von ihrem Geschirr, die einen Ehrenplatz in unserem Regal hat. Nach so langer Zeit finden wir nun beim näheren Hinsehen diese Sachen, die wir Ihnen beiliegend zuschicken. Falls Sie Verwendung finden, würde uns das freuen. Im Übrigen erinnern wir uns noch immer gern an Euer Witzwort und das heimelige Reetdachhaus der Johns zurück. Liebe Grüße, Familie Niegemann“.

Und woraus besteht nun der Schatz aus der Zuckerdose? Aus Beitragsmarken des Reichsbunds im Gegenwert von 620 DM und einem Formular, aus dem hervorgeht, dass insgesamt 400 Beitragsmarken am 11. Juni 1959 ausgegeben wurden. Der Abschnitt, auf dem die Witzworter Ortsgruppe den Erhalt der Marken quittieren sollte, ist noch nicht vom Formular abgetrennt. Fast 30 Jahre lang schlummerten die Marken in ihrem Versteck in Kelkheim – verrückt, dass erst nach so langer Zeit jemand in die Dose schaute und den Schatz „hob“.
 
Ob Werner John die Marken nie vermisst hat? Da er lange über 1959 hinaus im Reichsbund (heute Sozialverband) aktiv war, scheint die Beitragskassierung offensichtlich auch ohne diese Marken weiter funktioniert zu haben. John war Reichsbund-Vorsitzender in Witzwort von 1951 bis 1989. Auch sonst engagierte er sich aktiv im Dorf: in der SPD, als stellvertretender Bürgermeister, im TSV – dessen Spielmannszug er gründete und jahrelang leitete –, im Ortskulturring und nicht zuletzt im Boßelverein und im Kirchenchor. Der 1909 in Dresden geborene war 1946 als Kriegsversehrter nach Witzwort gekommen und hatte hier die Einheimische Magda Lesch geheiratet. Das Paar lebte in der Dorfstraße 4. Magda John starb 1988, Werner John 1992.  

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