Witzwort vertellt

51: Witzworter Pieper

Der Witzworter Spielmannszug existierte von 1974 bis 2008. Zu den besonderen Erlebnissen der Gruppe gehörten die gemeinsamen Reisen.

Zweimal führte es die Spielleute ins über 750 km weit entfernte Deiningen, ein Dorf in Bayern zwischen Nürnberg und Ulm. Die Freundschaft mit der dortigen Musikkapelle entstand durch einen Zufall: Bei einem Klassentreffen in Kiel erfuhr Uschi Jannsen von ihrer ehemaligen Mitschülerin Christa, die mittlerweile in Deiningen lebte, dass es dort auch aktive Musiker gab, „die genau wie wir kein Geld hatten“. Die Schulfreundin stellte den Kontakt her und bald wurde die Idee der gegenseitigen Besuche umgesetzt – kostengünstig mit privater Unterbringung.

Die Witzworter schauten sich bei ihren Besuchen in Süddeutschland z.B. die Bavaria-Filmstadt an, übernachteten in einer Berghütte und lernten die engen Kurven der Gebirgsstraßen kennen, durch die Peter Lesch den Reisebus souverän steuerte. Und sie aßen zum ersten Mal Weißwurst. „Zuerst waren wir skeptisch, aber nachdem wir sie gekostet hatten, waren wir ganz wild darauf“, erinnert sich Uschi Jannsen. Als Gastgeschenk hatten die Norddeutschen den „Witzworter Pieper“ im Gepäck, einen extra für den Spielmannszug abgefüllten Likör. Damit trafen sie den Nagel auf den Kopf, denn die für Spielmannszüge typischen Querpfeifen-Spieler (plattdeutsch „Pieper“) sind bei süddeutschen Kapellen unbekannt, dort wird „nach vorn“ geblasen, z.B. auf der Trompete oder Posaune. Entsprechend berichtete auch die regionale Zeitung:

„Gäste von der Nordsee bei Musikkapelle Deiningen. Das Maikonzert der Musikkapelle Deiningen erfüllte heuer gleich mehrere Zwecke, nämlich die Vorstellung der neuen Tracht, einen Freundschaftsbesuch des Spielmannszuges Witzwort von der Nordseeküste und natürlich den musikalischen Genuss. Volker Pioch, der Vorstand Witzworts, überreichte dabei Deiningens Vorstand Josef Bosch einen Rettungsring, damit die Deininger nie baden gehen. Im Gegenzug bekam Witzwort ein Gemälde der Deininger Egerbücke. Die zackigen Märsche und schwungvollen Weisen begeisterten die vielen Zuhörer zusehends, besonders die für unsere Breiten etwas ungewohnten Querpfeifer Witzworts, die auch quer durch die Halle marschierten.“

Auf der Website der 1949 gegründeten Musikkapelle Deiningen, die bis heute existiert, findet sich folgende Notiz: „Ein besonderes Ereignis des Jahres 1991 war die Fahrt zum Spielmannszug nach Witzwort. Diese Partnerschaft war von musikalischer und gesellschaftlicher Seite ein Glücksgriff, da beide Kapellen etwa die gleiche Größe und Altersstruktur hatten und ,man sich einfach verstand‘. Die Verbindung wurde durch Gegenbesuche und weitere Treffen vertieft.“ Gut Informierte wollen sich erinnern, dass die Deininger beim ersten Witzwort-Besuch leichte Schwierigkeiten mit der Navigation hatten und zunächst in Flensburg gelandet waren!

Das Foto von Uschi Jannsen zeigt den Witzworter Spielmannszug 1984 im Tönninger Hafen an Bord eines Kutters: (von links) Petra Thomsen, Henning Hansen, Claudia und dahinter Michaela Voß, Silvia Mader, Katrin Genske(?), Kuddel Thomsen, an der Lyra (verdeckt) Anke Tedsen, Peter Grossek und Petra Schülke. Die blauen Jacken hatte Luise Freese genäht.

Informationen von Uschi Jannsen und Petra Sachau-Schülke. Quellen: Dorfarchiv Witzwort, Musikkapelle Deiningen       

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