Witzwort vertellt

79: Der Kugelblitz, der Haus Nr. 65 zerstörte

Am Süderohlfelderweg steht heute zwischen Kirchenweg und Allee nur noch ein Haus. Hinter diesem lag auf einer alten Warft das Haus Nr. 65, von dem wir leider kein Foto haben.

Seine Lage bezeichnet der Pfeil in der Karte von 1928. Am 25. Juli 1941 brannte der Wohnplatz zum dritten Mal ab, nachdem die Vorgängerhäuser bereits 1836 bzw. 1856 vom Feuer zerstört wurden. Heute existieren nur noch die „wüste“ (unbebaute) Warft und Reste des Zufahrtswegs.

So  notierte der Witzworter Chronist Ludwig Oesau das Ereignis nach dem Bericht von Peter Peters, Hausbesitzer und -bewohner: „Der Blitz schlug morgens etwa um 6 Uhr in die Lichtleitung. Die Familie saß beim Kaffeetisch. Von einem Lichtmast ging ein Draht in die Scheune. Sämtliche Lampen waren zerschmettert. Peter Peters stieg mit einer Leiter auf den Boden und kroch über das Heu, um zu sehen, wo der Blitz gezündet hatte. Er sah eine graue Masse, vermutlich Qualm oder Dampf, bei der in einem Abstand von etwa 10 cm ringsherum Lichter standen. Ludwig Oesau kommentiert: Eine solche Erscheinung nannte man einen Kugelblitz.

Er (Peter Peters) ließ sich einen Eimer Wasser zureichen. Er goß das Wasser in die Masse, worauf augenblicklich explosionsartig Stichflammen daraus hervorsprühten, die das ganze Gewese in Brand setzten. Hier kommentiert Ludwig Oesau: Offenbar ist hier ein Punkt, in dem Erdmagnetismus eine Entladung der Luftelektrizität besonders begünstigt.

Das Haus wurde nicht wieder aufgebaut. Peters zog zuerst nach dem Schleusenhaus und kaufte dann von Joachim Hensen das Haus Nr. 36 (Kirchenweg 7).“

Ludwig Oesau lag mit seiner Erklärung nicht ganz falsch. Auch heute weiß man noch nicht ganz genau, wie Kugelblitze entstehen. Sie treten selten und meist in der Nähe eines Gewitters auf. Beschrieben werden sie als schwebende, selbstleuchtende und undurchsichtige Lichtobjekte. Sie strahlen keine Wärme ab und treten in zahlreichen Farben und Größen auf. Sie ändern sie oft ihre Richtung, durchdringen auch feste Hindernisse unverändert und oft ohne Spuren zu hinterlassen, Regen fällt unbeeinflusst hindurch. Man nimmt an, dass durch die beim Blitzeinschlag in den Erdboden freiwerdende Energie Nanoteilchen aus Silizium, Siliziumoxid oder Siliziumkarbid entstehen, die sich zu einem feinen Gespinst verbinden. Anschließend werden die Partikel durch den Luftsauerstoff oxidiert,wobei Licht und Wärme entstehen, so dass das schwebende Gespinst leuchtet.

Die Grafik stammt aus dem 19. Jahrhundert. Quellen: wikipedia und Rainer Scherf, FAZ, 1.2.2014.

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